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Jana Ina und Giovanni´s Restaurant – hätte man es besser machen können?

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Settantotto, also 78 auf italienisch, heißt das neue Restaurant von Jana Ina und Giovanni Zarrella. Sicher ist die TV-Show nicht an euch vorbei gegangen und man mir eben auch nicht. Ich, der hauptberuflich in der Branche (Restauranteinrichtung und Planung) unterwegs war, war besonders daran interessiert, um zu sehen, was die beiden dort auf die Beine stellen werden. Es war schon klar, dass diese dort nicht alleine einfach ein Restaurant bauen, sondern jemand im Hintergrund das ganze organisiert und plant.

Naja, aber war das wirklich so?

Wir schauen uns das gleich mal an. Ich muss vorher sagen, die zwei sind mir eigentlich sehr sympathisch, besonders der Giovanni, der sich so bemüht hat dort was Feines aufzustellen. Nur leider funktioniert die Planung von Restaurants, nicht nach der Sympathie des Eigentümers, sondern die Planung befolgt eben ein paar Richtlinien und diese sollten eben auch gekannt und gekonnt umgesetzt werden. Wie wir gleich sehen werden, ist hier was schief gelaufen.

Schaut euch vorab schon mal Fotos vom Restaurant hier an: http://www.facebook.com/settantotto?v=photos

Der Eingangsbereich und der lange Schlauch

Das Foto gibt es hier: (Ich veröffentliche es nicht, weil ich keine Genehmigung für diese habe) http://www.facebook.com/photo.php?pid=3499525&id=196795526574

Betrachtet man den Eingangsbereich, muss man klar sagen, hier schaut es nicht einladend aus. Es gibt genug Imbisbuden, die gleich oder besser gemacht sind. Was könnte man besser machen:

  • Es gibt keinen Windfang am Eingang, dadurch wird im Winter jedem Besucher, der dort sitzt ein kalter Schauer über den Rücken gehen. Das ist ziemlich schlecht. Da man schon mal 1-2 Tische gleich vergessen kann.
  • Der Eingangspart ist länglich und zieht sich so hin, bis zur Bar. Diese Form ist ein Schlauch. Diese ist generell eher ungemütlich und man muss dem Raum diese Tiefe nehmen. Das geht gar nicht, dass man dort noch zusätzlich die Möbel der Länge nach hinstellt, dadurch verstärkt man nur diese Wirkung. Man hätte die Bänke nicht der Länge nach, sonder quer stellen sollen und dann Rücken am Rücken. Dadurch wird dieser Effekt unterbrochen. Hier eben nicht. (wer fühlt sich schon wohl, wenn hinter einem dauernd jemand rum rennt?)
  • Wenn ein Raum so eng ist wie dieser, hätte man mit Spiegel auf den seitlichen Wänden einen künstlichen Effekt erzielen können, als wäre der Raum breiter. Wenn schon Bänke dort sind, dann ab Banklehne hinauf bis zur Decke, oder fast bis zur Decke mit Spiegel arbeiten, damit wird der Raum künstlich breiter.
  • Es gibt nur 2-er Tischpositionen. In einem Restaurant geht man nicht, um bei Fremden am Tisch zu sitzen, das wird aber hier als einzigste Möglichkeit angeboten. (sogar im ganzen Restaurant) sitzt man immer neben einem anderen Tisch. Es gibt kein einzigen Separee, oder einen 4-er Tisch oder auch sowas wie einen Stammtisch. Wo würden sich denn Stammgäste hinsetzen? Und wo könnte man kuschelig unter sich sein?… wohl vergessen.
  • Dieser Schlauch zieht sich aber bis hinten durch,… leider.  Man muss sich immer fragen, was sieht ein Kunde wenn er das Restaurant als erstes betritt? In diesem Fall nicht viel,… nur wo das Restaurant aufhört. In einem Restaurant, sollte die Einrichtung so gestellt sein, dass man die Bar sieht. Diese ist das Herzstück und hier auch schön gemacht. Es soll der Mitarbeiter hinter der Bar, die Gäste sehen können und begrüßen können, sehen können, wenn jemand zahlen will, oder noch einen Wunsch hat. Das Menschliche spielt eine wichtige Rolle und hier könnten neue Gäste kommen und keiner würds merken, keiner würde diese begrüßen und man würde irgendwie immer selber vor denen stehen, oder denen im Weg stehen. Da ist die Position der Möbel etwas unpassend gewählt. Man hätte die Bar rausdrehen sollen, aus dieser Nische, um eine bessere Sicht zu bieten und auch die Schlauchwirkung zu unterbrechen. Zwar ist die Raumsituation sehr ungünstig, aber man hätte es besser machen sollen hier.
  • Die Beleuchtung ist sehr kalt gewählt. Abgesehen davon, dass über den Tischen kein direktes Licht da ist (blöd, beim Essen) ist aber auch keine Regelmäßigkeit vorhanden. Schade, irgendwie kein System.

Der Eingangsbereich, ist irgendwie unüberlegt, farblos und leider nicht gut gelungen. (Weiß ist ja wohl nicht wirklich eine Farbe, oder?) Aber zum Thema Farben gleich mehr.

Die Bar und der Bereich rund um die Bar

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Also die Bar schaut schick aus, da kann man nicht meckern und man muss dem Logodesigner ein Lob aussprechen.  Schade, wie auch oben erwähnt, dass die Bar so verbaut ist, man hätte die rausdrehen / rausschieben sollen. Hier gibts die Fotos zur Bar:

http://www.facebook.com/photo.php?pid=3499527&id=196795526574

http://www.facebook.com/photo.php?pid=3499570&id=196795526574

Was nicht ok ist, ist, dass die Barlampen zu wenig sind und wie Tischlampen aussehen. Ich habe noch nie, eine Bar gesehen/geplant, oder von anderen Planern gesehen, die keine Barlampen hatte (Hängelampen über dem Barthresen mehr als 2 bei 9m Barlänge sollte sein). Der Raum gewinnt an Leben und mehr Räumlichkeit, wenn man was auskragt, was von oben herabhängt, wenn der Boden Höhensprünge drin hat, die Wand Vertiefungen, etc. Was auch noch merkwürdig ist, ist die Größe der Bar. Bei so einem kleinen Restaurant, wie diesem ist die Bar ziemlich groß, aber es kann keiner dort stehen, trotz dieser Barlänge eben nicht zu nutzen. Keine Barhocker und kein Platz dort zu stehen, da man ja den anderen Leuten im Weg steht.

Christian Rach würde sagen: “Es muss eine klare Linie her.” Die Frage ist, ob man nun hier isst, oder ob man trinkt. Ein Restaurant verdient an den Getränken und nicht am Essen, demnach ist es gut eine große Bar zu haben, aber das ist unproportionell groß in Vergleich zur Sitzanzahl und nicht sehr gut nutzbar. Man sieht es auch, dass die Rückwand keine Tiefe hat (nur eine Gläserreihe passt drauf), da ist wohl einfach zu viel Platz da. Irgendwas stimmt da nicht und vom Konzept, entweder es wird ein Weinlokal, oder eine Bar, oder eben ein Restaurant und in einem Restaurant ist es blöd auf niedrigen Sitzen neben der Bar zu sitzen, wo andere Leute stehen (und trinken, oder schon genug getrunken haben).

Neben einer Bar macht man die Plätze in der Regel auf Hochtische in Barhöhe, oder auf halber Höhe (diese Zwischenhöhe). Das wäre auch gut gewesen, es hätte die Schlauchwirkung unterbrochen und bei hohen Tischen herrscht doppelt soviel Wechsel, wie bei niedrigen Tischen (d.h. die Leute gehen zwei mal so schnell in der Regel weg). Und bei Getränken, will man das auch, dort geht´s nicht um Gemütlichkeit, sondern, um den schnellen Wechsel.

Ebenso hätte in der Nähe der Bar ein Stammtisch Platz gehabt,… naja, aber alles nicht da.

Die Bar Top, die Umgebung herum, Flopp.

Der Gästebereich im hinteren Bereich.

http://www.facebook.com/photo.php?pid=3499567&id=196795526574

http://www.facebook.com/photo.php?pid=3499565&id=196795526574

http://www.facebook.com/photo.php?pid=3499535&id=196795526574

Ich wünschte, ich könnte etwas Positives sagen. Eine Grundregel lautet: “Mach keine Bahnhofshalle”. Das ist eine. Stuhl, Tisch, Stuhl, Tisch, Stuhl, Tisch, etc… reingestellt wie in einer Halle schön in Reihen geschlichtet. Wieder keine Separees. Was ist wenn man dort alleine wäre im Restaurant, man würde merken, dass alles leer ist. Ein Gastraum  hat so auszusehen, dass auch wenn man alleine drin sitzt und das Restaurant noch so groß ist, man nicht das Gefühl haben sollte als Gast, man sitzt alleine, als hätte man sich das falsche Restaurant ausgesucht und alle wissen was, was man als einziger nicht weiß. Auch aus diesem Grund unterteilt man die Räume mit Bänken, die auch mal ums Eck gehen und kleine Separes bilden, hier wäre es möglich gewesen und dringend zu empfehlen.

Die Ausrichtung der Tische, kann doch auch mal wechseln und man kann auch mal 4-er Tische nehmen.

Die Wandgestaltung, ist gar keine Gestaltung, da wurde gespart. Ebenso an der Beleuchtung sitzt man wieder kein Konzept. Man merkt 3 Bereiche Eingang, Bar, hinterer Gastraum. Diese könnte man mit unterschiedlichen Beleuchtungskörper darstellen. 2-3 verschiedene Farbtöne, auch verschiedene Böden, könnte man einsetzen. Man hätte auch den ganzen Bereich hinten auf ein Podest stellen können und auch die Bestuhlung in einer anderen Farben wählen können, als Kontrast zum vorderen Bereich.

Soviel hätte man machen können und leider ist nur wenig umgesetzt worden. Die zwei Nischen für die Flaschen sind schick und mit dem Farbwechsler auch nicht billig,… hätte man einfach diese etwas größer gemacht, wenigstens 8 cm größer als die Flasche und nicht knapp größer als diese. Aber auch so, sind diese ok, wenn da nicht der Heizkörper plötzlich im Bild drin ist. Eine abnehmbare Verkleidung hätte auch geholfen, aber doch keinen Heizkörper als Gestaltungselement einsetzen…

Insgesamt ist dieser Bereich noch sehr stark ausbaufähig, nicht umbedingt kostenintensiv, aber mit Kleinigkeiten besser machbar.

Die Farben des Restaurants

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Also die Wandfarben sind ein bißchen trist. Man muss sich immer so vorstellen, dass das, was man als erstes sieht, wichtig ist. Die Wand um die Ecke, ist eher unwichtig, wird auch so empfunden.

Anstatt des weiß, hätte man hier z.B. die Wände heller und die Decke etwas dunkler machen sollen, aber färbig. Dadurch würden die Räume breiter wirken. Umgekehrt würden diese höher wirken. Hier wird Raumbreite benötigt.  Man hätte vieles machen können auf der Wand (Kunssteine, Fototapeten, moderne Retromuster, Streiflicht, dekorative Lampen, Dekoflächen, etc.) All das hätte das weiß der Wände verdeckt und ist auch immer noch machbar.

Insgesamt ist das Meiste eben weiß, schwarz, oder dukelbraun/dunkelgrau. Als Giovanni den Boden aussuchen war, hätte er sich ein Muster vom Holz, ein Stück vom Leder und ein papier mit der Wandfarbe mitnehmen sollen. Diese drei nebeneinander legen und sich das mal versuchen vorzustellen. Man sucht keine Farben eigenständig aus, sondern in Kombibnation zu den anderen Farben. So wie ich das mal in diesem Artikel erklärt habe: Tipps und Tools zur Farbwahl – Wohnraumgestaltung

Man hätte sofort gemerkt, dass das hier düster wird und zu kontrastreich ist.  Dann hätte man das schwarze Leder entweder heller gewählt oder die Wandfarbe abgedunkelt und dafür mit helleren Tischläufern arbeiten können. Aber so ist das ganze, nicht wirklich gut passend. Bei der Bar, wo Farbe und Licht drin sind, ist das ok, aber im Raum selbst nicht mehr.

Fazit:

Das Restaurant hat ein schönes Logo und eine schöne Bar. Durch die rämlichen Gegebenheiten ist das eher eng und da Restaurants einfach an der Sitzanzahl ihren Verdienst errechnen, wurde hier alles mit Sitzplätzen zugeräumt. Leider ist in der Bestuhlung alles gleich gewählt und alle Sitzplätze sind gleich. Kaum Möglichkeiten zum separieren und auch nicht wirklich kreativ positioniert. Die Farben sind zwar ok, aber sehr konträr und zu heftig. Mehr Wärme wäre wünschenswert, auch bei einem “Szenelokal”, denn “Szenelokal”, sagt noch nichts über dessen Nutzung aus, die in diesem Fall Pizzeria und Bar zu sein scheint und da erwartet man auch etwas mehr Gemütlichkeit. Auch durch Beleuchtung könnte man noch einiges aufbesseren, oder durch Farben und Dekoelemente.

So gern ich Jana Ina und Giovanni Zarrella sehe, aber aus der Sicht eines Restauranteinrichters, muss ich sagen, dass dieses Restaurant nicht gerade gut gelöst ist,… man hätte mehr machen können. Dennoch wünsche ich den zwei viel Erfolg damit, obwohl ich glaube, dass sie es sich so schon vom Start schwer machten, durch die Einrichtung. (McDonaldschef sagte mal, dass 50% des Erfolgs eines gastronomischen Betriebs von dessen Einrichtung abhängt)

Als Stöbertipp könnt ihr mal hier schauen und sehen, wie Profis Restaurants einrichten: koll, hartl, derenko

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